Was der Wacholder für den Gin, ist der der Kümmel für den Aquavit.
Die Basis des Aquavits bildet ein besonders reiner Neutralalkohol (96% vol.) aus Getreide oder seltener auch aus Kartoffeln. Nach der Destillation wird dieser hochprozentige Schnaps mit Kümmel sowie mit weiteren Kräutern und Gewürzen aromatisiert, wobei dem verdauungsfördernden Kümmelsamen jedoch stets die Hauptrolle vorbehalten bleibt. Er verleiht dem Aquavit seinen typischen Geschmack: feinherb und würzig, nicht so süß wie ein Kräuterlikör und nicht so stark wie ein Magenbitter. Neben dem Kümmel werden, je nach Marke und Rezeptur, vor allem Dill, Fenchel, Koriander, Zimt und Nelken zur Aromatisierung des Aquavits verwendet. Nach nochmaliger Destillation lässt man den Kümmelschnaps noch für einige Zeit reifen. So können sich die Inhaltsstoffe optimal verbinden und der Geschmack erfährt eine letzte Abrundung. Hochwertige Aquavite werden in Holzfässern z.B. in alten Sherry-Fässern gelagert, die dem Schnaps weitere Aroma-Komponenten hinzufügen und die typische, leicht gelbe Färbung der Aquavits bis zu einem dunklen Gold-Ton verstärken können. Klarer Aquavit, der sogenannte Tafel Aquavit reift in sehr alten Fässern, die keine Farbe mehr an die Spirituose abgeben. Vor der Flaschenabfüllung muss der Kümmelschnaps in einem letzten Schritt noch mit destilliertem oder demineralisiertem Wasser auf Trinkstärke verdünnt werden.
Stammt der Aquavit auch ursprünglich aus Skandinavien, so gilt er auch in Norddeutschland als eine Spirituosen-Spezialität mit langer Tradition. Hier wird der beliebte Kümmelschnaps jedoch meistens nur „Kümmel“ oder auch kurz „Köm“ genannt. Als regionale Besonderheit wird in Schleswig-Holstein zwischen hellem und gelbem Köm, der teils auch eine Spur Anis enthalten kann, unterschieden. Das Verbreitungsgebiet der beiden Sorten ist dabei klar definiert. Das Flüsschen Arlau in Nordfriesland bildet die traditionelle Grenze: Nördlich davon wird der gelbe (geele) Köm getrunken, südlich davon der weiße (witte) Köm.
Die Frage „Wie genießt man Aquavit richtig?“
...lässt sich sehr einfach beantworten: eisgekühlt aus hohen Stielgläsern, die vor dem Einsatz ebenfalls eine Weile im Gefrierfach vorgekühlt wurden. Zumindest ist dies die Art, wie die meisten Menschen ihren Aquavit lieben und zu oder nach einem kräftigen Essen als Digestif genießen. Speziell in Norwegen trinkt man Aquavit bei Zimmertemperatur aus tulpenförmigen Nosing-Gläsern, in denen der Kümmelbrand leicht geschwenkt wird, um so die Entfaltung der Aromen zu unterstützen. Für den norddeutschen Kümmel findet man in Nord- und Ostfriesland noch eine weitere Art des Genusses: hier wird Köm gerne als hochprozentige Basis für den traditionellen Tee-Punsch verwendet. Aber auch als Zutat für Cocktails und Longdrinks kommt die nordische Spezialität Aquavit mehr und mehr Mode und eröffnet viele Möglichkeiten, bewährten Klassikern und ausgefallenen Neu-Kreationen das gewisse Etwas zu verleihen.