Die Idee, die positiven Wirkungen der pflanzlichen Bestandteile in Alkohol zu kombinieren und zu „konservieren“ und daraus einen medizinischen Trank zu bereiten, lag somit auf der Hand. Der Geschmack der Rezeptur, in der Regel eher bitter und herb, war zunächst zweitrangig, ist aber noch heute in den Bezeichnungen Kräuterbitter, Magenbitter oder Bitter Spirituose lebendig. Inzwischen weiß man, dass Kräuterspirituosen zwar keine gesundheitsfördernde Wirkung besitzen, aber durchaus wohlschmeckend und ein wahrer Hochgenuss sein können! Die Kräuterliköre oder Halbbitter unserer Zeit besitzen immer noch den vollen Geschmack, der in ihrer jeweiligen Rezeptur enthaltenen Zutaten, verfügen jedoch über mehr Süße. Dadurch werden die in einem reinen Bitter vorherrschenden herben Noten der Kräuter, Wurzeln und Gewürze abgemildert und zu einem harmonischen Ganzen verbunden.
Halbbitterliköre müssen, anders als reguläre Liköre, einen Alkoholgehalt von mindestens 32% vol. aufweisen, sie können aber durchaus auch weitaus stärker sein. Traditionell genießt man Kräuterliköre als Digestif nach der Mahlzeit. Sie gewinnen jedoch auch als Zutat zum Mixen diverser Cocktails und Longdrinks zunehmend an Bedeutung.