Auch wenn es schon im alten Ägypten und im antiken Griechenland üblich war, Wein mit den verschiedensten Kräutern zu versetzen, so gilt das Jahr 1786 als Geburtsstunde des Wermuts, so wie wir in heute kennen. Im italienischen Turin begann Antonio Benedetto Carpano zu dieser Zeit erstmals damit, Wermut für den kommerziellen Handel herzustellen. Er stellte dabei nicht die (vermeintlich) gesundheitsfördernde Wirkung des Getränks, sondern den Genuss in den Vordergrund. Seine Rezeptur wurde zu einem überragenden Erfolg und schnell fand der Wermut seinen Weg von Italien nach Frankreich, wo man das Produkt weiterentwickelte und verfeinerte. Carpano verwendete für seinen Wermut noch ausschließlich Rotwein, außerdem spielten Zucker und Karamell noch eine entscheidende Rolle spielten. In Frankreich entstanden im Laufe der Zeit dann auch die weißen und die trockenen Varianten des im Französischen und später auch im Englischen „Vermouth“ genannten Getränks. Noch heute ist italienischer Wermut eher der lieblichen und Vermouth aus Frankreich eher der trockenen Kategorie zuzuordnen.Und was ist Wermut nun genau? Vereinfacht ausgedrückt, ist Wermut ein mit einer Vielzahl von Kräutern, Gewürzen und Früchten aromatisierter Rotwein, Weißwein oder auch Rosé. Durch das Einlegen in den Wein (Mazeration) gehen die Aromastoffe und Farbstoffe der Kräuter in den Wein über und verleihen ihm je nach Rezeptur seinen individuellen Geschmack. Die Zusammensetzung und Anzahl der Zutaten ist anhängig von der jeweiligen Vermouth-Marke und -Sorte, wobei jedoch ein Bestandteil nicht fehlen darf: das Wermutkraut  (z.B. Artemisia absinthium L.), dem Vermouth nicht nur seinen Namen, sondern auch seinen charakteristischen, bitter-würzigen Grundgeschmack verdankt. Was der Wacholder für den Gin, ist das Wermutkraut also für den beliebten und ebenso vielseitigen Aperitifwein.

Der für einen Wermut vorgeschriebene Alkoholgehalt liegt zwischen 14,5 und 21,9% vol. und damit über dem eines normalen Weins. Was sich zunächst vielleicht unlogisch anhört, erklärt sich damit, dass es sich bei Wermut um einen „aufgespriteten“ Wein handelt d.h. der Wein wurde während der Gärung mit zusätzlichem Alkohol z.B. Weingeist angereicht. Hierdurch wird die Gärung gestoppt und es bleibt mehr Restzucker in den Trauben und natürlich ein höherer Alkoholgehalt bestehen. Ein weiteres Extra, für das insbesondere die französischen Vermouths von Maison Villevert berühmt sind, ist die Zugabe von rotem bzw. weißem Pineau des Charantes, dem berühmten Likörwein aus dem Südwesten Frankreichs.
Vermouth baut somit eine Brücke zwischen Wein und Spirituose. Beliebt ist der Klassiker als traditioneller Aperitif, der wahlweise mit oder ohne Eis, mit einem Spritzer Soda und auch mit einer Garnitur z.B. einer Orangen- oder Zitronenscheibe oder einer Olive, serviert werden kann. Als Zutat klassischer Cocktails kann Vermouth auf eine lange Tradition zurückblicken und die Ikonen der Cocktailkarte einer Bar wie z.B. Manhattan, Martini oder Negroni wären ohne Vermouth nicht denkbar. In den letzten Jahren hat sich Wermut mit großem Erfolg auch den Bereich der ebenso schlichten, wie genussreichen Longdrinks und leichten Drinks erobert. Gemixt mit Tonic Water wird er aufgrund seines geringeren Alkoholgehalts zur leichteren Alternative zum klassischen Gin Tonic und eignet sich damit ideal als erfrischender Sommerdrink oder Begrüßungsgetränk. Auch die Kombination aus Vermouth und Orangensaft (Martini Orange) oder Ginger Ale ist absolut empfehlenswert. In der kalten Jahreszeit bieten Wermut-Glühwein oder ein Punsch mit Vermouth willkommene Abwechslung.